Sonntag, 13. September 2015

Der letzte seiner Art

Nun dürfte es niemanden mehr entgangen sein, dass das Unausweichliche eingetreten ist, welches wir so lange ungläubig verleugnet haben: die Produktion des Defenders wird eingestellt. Und zwar ersatzlos.

Nun mag man die Vorschriften der EU zu Sicherheit und Umweltschutz dafür verdammen oder die gierigen Kaufleute bei Land Rover, die aus dem Fahrzeug keinen Profit mehr darstellen können - aber das ist (a) belanglos und (b) zu kurz gegriffen.

Der Begriff der "Nachhaltigkeit" ist wieder modern geworden - und der Defender erfüllt diese Kriterien par excellence. Gefertigt nach einer anachronistischen Methode,  auf lange abgeschriebenen Produktionsstätten in Handarbeit, basierend auf einer Technik - welche mit Ausnahme vom aktuellen Motor/Getriebe - bereits beim Erscheinen 1948 veraltet war und nur sehr verhalten weiterentwickelt wurde.

Diese Technik sorgt dafür, dass man automatisch verhalten und bedächtig fährt, Ballungszentren vermeidet und damit exakt das Ergebnis produziert, für welches eigentlich Gesetze und Vorschriften im Automobilbereich sorgen sollten: wenig Schadstoffe und hohe Sicherheit.

Ja, die Schadstoffbelastung der Luft aus Verkehr wurde sich in Deutschland durch diverse Umweltvorschriften in den letzten 30 Jahren trotz gestiegenen Verkehrsaufkommen permanent reduziert - aber nicht so deutlich, wie die ominösen EU-Normen nach eine völlig untauglichen Prüfzyklus uns vorgaukeln. Denn der wichtigste Hebel fehlt dem Gesetzgeber (noch): weniger und langsamer zu fahren. Oder Defender zu fahren. Da macht man das automatisch.

Defender zeichnen sich auch durch eine erstaunliche Lebensdauer aus. Belastbare Daten liegen zwar nicht vor, aber alles deutet darauf hin, dass ein Defender länger lebt, als die durchschnittlichen 18 Jahre, nach denen ein Auto statistisch in Deutschland in der Schrottpresse landet. Und das typische Auto belastet seine Umwelt mehr durch Produktion und Verschrottung als dem reinen Betrieb.

Aber die sagenumwobene Lebensdauer des Defender liegt nicht etwa an seiner ausgefeilten und zuverlässigen Technik - ganz im Gegenteil - sondern daran, dass alles an ihm so primitiv ist, dass selbst handwerklich einigermassen begabte Menschen ihn am Laufen halten können. Und erstaunlicherweise finden sich unter den Defender-Besitzern viele handwerklich begabte Menschen. Man verwechsle hier nicht Ursache und Wirkung: in der Händen eines typischen Audi-Fahrers würde der Defender auch nicht länger leben als ein Audi.

Nur der Audi-Fahrer kauft sich keinen Defender. Denn die Belastungen, die einem bei Betrieb und Unterhalt eines Defenders aufgebürdet werden, übersteigen heute die Leidensfähigkeit unseres durchschnittlichen zivilisierten Autofahrers.

Damit kommen wir zu einem weiteren Vorteil des Defenders: er ist relativ günstig. Bevor jetzt der Aufschrei losgeht "... wie kann man ein Auto für 40.000 Euro billig nennen?" beachte man das Wörtchen "relativ". Relativ zu seinen Fähigkeiten und Nutzwert. Blöd ist nur, dass niemand mehr dessen Fähigkeiten und Nutzwerte braucht. Man erinnere sich daran, dass dieses Fahrzeug dafür gedacht war, um nach dem Krieg auf unpassierbaren Strassen einige landwirtschaftliche Tätigkeiten auszuüben.

Daher soll dies auch nicht der Nachruf eines hoffnungslosen Nostalgikers darstellen sondern nur eine nachdenkliche Glosse.

Edit 2016: mit der Einstellung des Defenders sind auch die Preise gestiegen. Die letzten Sondermodelle wurden teilweise mit astronomischen Aufschlägen versucht zu vermarkten. Auch die Gebrauchtwagenpreise sind geklettert. Der Grund dafür ist, dass der Defender als Kult- und Anlageobjekt gesehen wird.

Wer ebenfalls dieser Meinung ist, und einen Defender hat (oder sich anschaffen will), sollte meine Hinweise unter "Zen - oder die Kunst einen Defender zu verändern" lesen.

Sonntag, 6. September 2015

Keine Meldungen in 2015?

Das hat zwei Gründe: erstens mal ist nichts passiert, und zweitens bin ich nicht viel gefahren in den letzten zwölf Monaten, denn der Defender hatte sowohl im Winter (ehrlich gesagt: ein Allrad-Golf fährt sich im Winter angenehmer als ein Defender) als auch im (zur Abwechslung mal schönen) Sommer harte Konkurrenz, wie man im Hintergrund erkennen kann:


Aber bei der vorgeschriebenen, jährlichen Inspektion war er doch.

Hier wurde das Öl gewechselt - und zwar (bereits zum zweiten Mal) gegen Mobil 1 New Life 0W40. Nicht freigegeben, sagen jetzt die "Experten"- vorgeschrieben ist 5W30. Und genau letzterem traue ich nicht.

In keinem Porsche Carrera wird man z.B. so ein Öl finden - die fahren alle (TraTra) Mobil 1 0W40 - wobei die ganzen Eingefleischten dort sogar das "Peak Life" 5W50 einsetzen. Auf jeden Fall läuft der Motor des Defender etwas ruhiger mit diesem Öl.

Edit: nicht nachmachen. Besonders nicht, wenn das Fahrzeug noch in der Garantiezeit ist und/oder einen DPF hat. Bei mir trifft beides nicht zu.

Was wurde ausserdem noch gemacht?
  • Klimaanlage neu befüllt. Nach fast sechs Jahren ist das Zeit, da das Kältemittel im Laufe der Zeit doch diffundiert. Angeblich 15% pro Jahr.
  • Hintere Bremsen instandgesetzt - das Fahrzeug zog (wieder mal) schief beim Bremsen. Offensichtlich hat der Vollpfosten, der mir vor zwei Jahren die hinteren Bremsen getauscht hat, die Bremskolben nicht korrekt montiert. Nie mehr freie Werkstätten.
  • Ozonbehandlung im Innenraum. Das entfernt in der Tat alle Gerüche, die sich über die Zeit so ansammeln können und sterilisiert den Innenraum. Kann nicht schaden.
  • Ach und Kleinigkeiten, wie der Rückfahrscheinwerfer, der nicht mehr ging oder die vordere Scheinwerferblende, welche korrodiert war